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Zwischen farbenfrohen Fassaden und grünen Hügeln – auf Erkundungstour rund um Appenzell
An diesem Sonntag zog es uns wieder einmal ins Appenzellerland– eine Region, die mit ihrer lieblichen Hügellandschaft, farbenfrohen Häuserfassaden und lebendiger Tradition jedes Mal aufs Neue begeistert. Ziel unserer heutigen Wanderung war eine Rundtour ab Appenzell, die sowohl den Hauptort selbst als auch die umliegenden Landschaften auf besonders charmante Weise verbindet.
Mit der Bahn reisten wir bequem ins Herz von Innerrhoden, wo wir direkt am Bahnhof in Appenzellzu unserer Wanderung aufbrechen konnten. Die Strecke versprach Abwechslung – vom mittelalterlichen Ortskern über glitzernde Bachläufe, sattgrüne Wiesen, eine preisgekrönte Holzbrücke und typische Appenzeller Bauernhäuser mit ihren bunt gestrichenen Fassaden. Eine Tour, die Kultur, Natur und regionale Eigenheiten auf wunderbare Weise vereint – wir waren gespannt, was uns alles begegnen würde.
Vom Bahnhof aus wanderten wir in nördlicher Richtunglos. Schon nach wenigen Schritten passierten wir das ehemalige Kapuzinerinnenkloster, das still und ehrwürdig am Wegrand liegt. Kurz darauf tauchten wir ein in das schmucke Städtchen Appenzell– mit seinen gepflegten Häusern, schmalen Gassen und der besonderen Mischung aus Geschichte und Alltag. Ein vielversprechender Einstieg in unsere heutige Runde.
Wir gelangten zum Landsgemeindeplatz, dem historischen Herz von Appenzell. Hier findet bis heute – jeweils im Frühling – die Landsgemeindestatt, eine der letzten in der Schweiz, wo noch per Hand abgestimmt wird. Umgeben von prächtigen Gebäuden mit bemalten Fassaden, ist der Platz politisches wie kulturelles Zentrum des Dorfs – ein Ort, der Tradition sichtbar macht.
Von hier liessen wir uns langsam aus dem Städtchen hinausführen. Nachdem wir die Hauptstrasse überquert hatten, wurde es zusehends ruhiger. Ein kleines Strässchen leitete uns durch saftig-grüne Wiesenbergan. Der Blick weitete sich, die zierliche Hügellandschaft zeigte sich am Horizont – und auf dem Eggli fassten wir zum ersten Mal richtigen Wanderweg unter die Sohlen.
Bei der Münzmühlefolgten wir dem Kaubach, der uns mit einem kleinen Wasserfall überraschte. Kurz darauf erreichten wir die Sitter, deren Lauf wir ein Stück begleiteten. Hier erwartete uns ein besonderes Highlight: die Blättlibrücke, eine elegante Holzbogenbrücke, 2018 mit dem Prix Rando ausgezeichnet – ein gelungenes Beispiel naturnahen Wegbaus.
Über die filigrane Brücke wechselten wir das Ufer und folgten dem geschwungenen Weg weiter. Bald trafen wir auf die Anlage der Brauerei Locher, wo das bekannte Appenzeller Biergebraut wird. Wir umrundeten die Industrieanlage und setzten unsere Tour in Richtung Zentrum fort.
Nach einer weiteren Sitter-Querungstanden wir erneut am Landsgemeindeplatz, diesmal mit etwas mehr Zeit. Wir schlenderten durch die Hauptgasseund bewunderten die kunstvoll verzierten Fassaden. Jedes Haus erzählt hier seine eigene Geschichte – mit bemalten Fensterläden, geschnitzten Balkonen oder floralen und religiösen Motiven. Besonders auffallend: die Löwen-Drogerie, deren bemalte Heilpflanzen bis heute die Verbindung von Volksmedizin und Handwerk sichtbar machen.
Am Ende der Hauptgasse, beim Adlerplatz, begann der zweite Teil unserer Erkundungstour. Hier folgten wir dem „Appenzeller Rundweg“, der uns erneut hinaus in die liebliche Hügellandschaft führen sollte.
Ein weiteres Mal überquerten wir die Sitter. Ein schöner Uferwegleitete uns sanft aus dem Ort hinaus. Im stillen Sittertal vereinte sich der Pfad kurz mit einer Nebenstrasse. Am Wegrand lag die kleine Kapelle St. Anna, ruhig und schlicht – ein Ort für einen kurzen Moment der Stille.
Ein Stück weiter, etwas abseits des Weges, entdeckten wir in einem kleinen Wäldchenein stilles Rastplätzchen– ein lauschiger Ort, wie gemacht für eine kleine Pause. Zwischen Bäumen und Vogelstimmen liessen wir uns nieder, packten unser mitgebrachtes Frühstück aus und machten es uns gemütlich.
Mit unserem Esbit-Kocherzauberten wir uns einen dampfenden Kaffee, der in dieser Umgebung besonders gut schmeckte. Fernab vom Trubel genossen wir diesen Moment in aller Ruhe – ein kleines Stück Wanderluxus, ganz einfach und wunderbar.
Bald darauf erreichten wir den Sittersteg, eine überdachte Holzbrücke, die uns zurück ans andere Ufer brachte. Von hier führte uns der Weg durchs Quartier Blumenau, vorbei an gepflegten Gärten, bis zum Wendepunkt unserer Tour: das charmante Weissbad, eingebettet in sanfte Hügel mit Blick auf den Alpstein.
Ab hier warteten die ersten Höhenmeterdes Tages. Der Weg stieg gleichmässig an und führte uns durch akkurat gepflegte Weidenhinauf zur Kapelle Rechböhl, die sich schlicht in die Landschaft einfügt. Danach wurde es wieder gemütlicher.
Der Pfad führte nun an typischen Appenzeller Bauernhäusern vorbei – mit ihren markanten Kreuzgiebeldächern und den auffälligen Farbkombinationen: Wohnteile oft in Hellgrün oder Hellblau, Ställe in kräftigem Gelb, Türen und Fensterläden in Ziegelrot. Die Ursprünge dieser Farbwahl sind nicht genau bekannt – praktische, symbolische oder religiöse Gründe könnten eine Rolle gespielt haben. Sicher ist nur: Diese Farben verleihen den Höfen einen freundlichen, fast fröhlichen Ausdruck und prägen das Landschaftsbild auf unverwechselbare Weise.
So näherten wir uns bald wieder dem Rand von Appenzell. Die vertrauten Dächer kündigten das Ende unserer Rundtour an. Wir folgten der Wegweisung zurück zum Bahnhof, wo unsere Wanderung ihren gemütlichen Ausklang fand.
Fazit:
Eine abwechslungsreiche Rundwanderung mit 11 Kilometern, etwa 3 Stunden Gehzeitund 140 Höhenmetern im Aufstieg– ideal für einen genussvollen Tag zwischen farbenfroher Architektur, grüner Hügellandschaft und Appenzeller Charme.