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Auf dem Jägersteig rund um den Schluchsee
Mit der Bahn reisten wir von unserem Feriendomizil in Titisee nach Schluchsee, um dort den Jägersteig zu erwandern. Diese als Genusspfad ausgezeichnete Rundtour führt durch abwechslungsreiche Waldabschnitte, hinauf zum Bildstein mit seiner weiten Aussicht über den Schluchsee und wieder hinunter ans Ufer des grössten Schwarzwaldsees. Mit rund 12 Kilometern Länge und einigen hundert Höhenmetern Auf- und Abstieg ist die Strecke als mittel einzustufen – also eine gute Mischung aus Bewegung, Natur und Ausblicken.
So starteten wir am Bahnhof Schluchsee unser Unterfangen und gelangten unter der Bundesstrasse hindurch in den Dorfkern. Dort begrüsste uns die katholische Kirche St. Nikolaus mit ihrem markanten Turm. Der Neubau stammt aus den Jahren 1979/80, doch der Turm geht noch auf das 13. Jahrhundert zurück und verleiht dem Ort seine historische Prägung. Damit verbindet das Gotteshaus auf eindrückliche Weise alte Bausubstanz mit moderner Architektur, bevor wir unseren Weg weiterführten.
Von der Kirche aus führte uns der Weg durch den schmucken Ort, bis wir ein Seitensträsschen einschlugen, das uns nach und nach aus dem Dorf hinausleitete. Im Wolfsgrund, dem eigentlichen Startpunkt des Jägersteigs, wechselte der Untergrund auf Naturbelag, und wir wanderten auf einem ruhigen Weg dem Waldrand entgegen.
Nach wenigen Metern erreichten wir das markante Tor des Jägersteigs. Es wirkte fast wie ein Eingang in eine andere Welt – ein hölzernes Portal, das den Start dieses Genusspfads sichtbar machte und gleichsam zum Abenteuer einlud. Dahinter begann der Bannwald: dichter Baumbewuchs rechts und links, der Boden moosig, die Luft kühl und still. Kurz darauf passierten wir einen Holzplatz, dann begann der Anstieg. Sah es auf den ersten Metern noch so aus, als erwarte uns ein gemütlicher Spaziergang auf bestens präparierten Wegen, führte uns bald ein mit unzähligen Wurzeln überzogener Pfad stetig bergauf. Auf rund 1,5 Kilometern gewannen wir dabei etwa 150 Höhenmeter, bis wir die Stutzhütte erreichten – einen schlichten Unterstand, der sich für eine kurze Verschnaufpause eignet.
Wir hielten uns jedoch nicht lange auf und folgten dem schmalen Waldpfad weiter bis zum Hanselefelsen. Dort öffnete sich eine kleine Lichtung mit einfachen Sitzgelegenheiten – kein spektakulärer Aussichtspunkt, aber ein stilles Plätzchen, das zur Ruhe einlädt, bevor der Weg erneut anzieht.
Schon bald stiessen wir auf eine Infotafel zum Auerhuhn, dem symbolträchtigen Waldvogel des Schwarzwalds. Mit diesem Abzweig verliessen wir die Lichtung, tauchten erneut in ein stilles Waldstück ein und folgten dem Weg weiter, bis wir einen breiteren Wanderweg erreichten. Nach kurzer Strecke zweigte der Jägersteig zum Grenzweg ab, wo der Pfad nochmals anstieg und uns zu einem alten Grenzstein am sogenannten Dreiländereck führte. Hier trafen einst die Standesherrschaft Fürstenberg, der Gemeindewald Schluchsee und der Staatswald des Grossherzogtums Baden zusammen. Auch wenn diese Grenzen heute keine politische Bedeutung mehr haben, erinnern sie doch an die lange Geschichte dieser Landschaft.
Kurz darauf stiessen wir auf den Pirschpfad, einen als Abstecher angelegten Teil des Jägersteigs. Entlang des schmalen Pfades begegneten uns nachgestellte Waldtiere – von Wildschweinen über Rehe bis hin zu Eichhörnchen. Auch ein Hochsitz und ein kleiner Drückjagd-Stand luden zum Ausprobieren ein. Wir nahmen es mit einem Schmunzeln zur Kenntnis – eine nette Abwechslung, die dem Weg einen spielerischen Charakter verlieh, ohne dass wir uns länger aufhielten.
Zurück auf dem Hauptweg führte uns die Route über den sanft abgeflachten Gipfel des Aha-Bergs zum markanten Bildstein. Hier trafen wir auf den Schluchtensteig, den wir vor genau zehn Jahren erwandert hatten – eine Erinnerung, die diesen Moment besonders machte. Der Bildstein bot eine eindrückliche Aussicht weit über den Schluchsee, der sich tief unter uns ausbreitete. Mehrere Bänke luden dazu ein, den Blick schweifen zu lassen und die Weite in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Nach einer ausgedehnten Pause setzten wir unseren Weg fort. Der Pfad führte uns bergab, teils steiler, über Wurzeln und Steine, bis wir auf einen breiteren Weg trafen, der uns in angenehmerem Gefälle weiterleitete. Schon bald rückte der Schluchsee wieder in unser Blickfeld. Ursprünglich ein Gletschersee, wurde er Anfang des 20. Jahrhunderts durch eine Staumauer zusätzlich vergrössert und dient seither auch der Energiegewinnung. Heute ist er ein beliebtes Ausflugsziel zum Baden, Segeln und Wandern. Trotz seiner touristischen Bedeutung strahlt er vielerorts eine ruhige, fast alpine Stimmung aus – besonders dann, wenn sich das Wasser zwischen den bewaldeten Hängen spiegelt.
Bequem folgten wir dem Seerundweg dem schönen Ufer entlang und erreichten so den Aussichtspunkt Amalienruhe – einem kleinen Felsvorsprung, der sanft in den Schluchsee hineinragt. Auf der Halbinsel steht ein charmanter, offener Holzpavillon, der auf den ersten Blick fast wie aus einem alten Reiseprospekt wirkt. Von hier eröffnete sich ein besonders grosszügiger Blick auf den See und die umgebende Schwarzwaldlandschaft.
Wir folgten dem Seerundweg weiter, überquerten die Eisenbahnbrücke und erreichten schon bald wieder den Bahnhof von Schluchsee, wo sich unsere Runde schloss.
Fazit:
Eine abwechslungsreiche Wanderung auf dem Jägersteig mit schönen Waldabschnitten, geschichtlichen Spuren und eindrücklichen Ausblicken vom Bildstein bis hinunter zum Seeufer. Insgesamt legten wir 12,7 Kilometer in rund 3 Stunden und 45 Minuten zurück, bei etwa 250 Höhenmetern Aufstieg – eine Tour, die Natur, Panorama und Wegvielfalt auf gelungene Weise verbindet.